Biogas

Biogasanlagen bieten einen bedeutenden Beitrag zum Energiemix. Dabei ist das Verfahren dieser Technologie dem Magensystem unserer liebsten Milchkuh nachempfunden.

Feste Biomasse und Gülle sind die Basis, um überhaupt Gas zu produzieren. Sie werden bei einer Anlage in der Vorgrube gesammelt und gelangen von dort durch ein Rohrleitungssystem in den Fermenter; einem großen zylindrischem Behälter. In diesem setzt der Gärprozess mit Hilfe von Mikroorganismen unter Licht- und Sauerstoffausschluss ein, sofern ein geeignetes Milieu bei ca. 40 °C gehalten wird. Das hierbei entstehende Methan und Kohlendioxid ist das so genannte Biogas. Dieses sammelt sich unter dem Zeltdach des Fermenters, bis es schließlich in einem Blockheizkraftwerk eingesetzt oder, nach einer Reinigung und Anpassung an das konventionelle Erdgas, in das Erdgasnetz bzw. auch in Biogastankstellen eingespeist wird. In den Blockheizkraftwerken werden Gasmotoren betrieben, welche gekoppelt sind an Generatoren, die den erneuerbaren Strom CO2-neutral produzieren. Die von den Motoren ausgestrahlte Wärme dient einerseits als Prozesswärme für die Beheizung des Fermenters selbst, andererseits kann sie das lokale Nahwärmenetz unterstützen. Die nun vergorenen Rückstände  aus dem Fermenter werden weitergeleitet in ein Gärrestelager, von wo aus sie schließlich als Düngemittel auf die Felder ausgetragen werden und so die konventionellen Düngemittel ersetzen.

Durch dieses System bietet eine Biogasanlage eine hohe Flexibilität in der Produktion, so dass der Strom nach Bedarf geliefert und vor allem der Spitzenstrom unterstützt werden kann. Allein im Jahr 2011 wurden in Deutschland 1300 Anlagen installiert. Der Flächeneinsatz für die Biogaspflanzen aller Anlagen in Deutschland nimmt rund 962.000 ha ein, wobei ¾ davon Silomais und das letzte Viertel Gräser, Ganzpflanzensilage, Rüben und Getreidekorn ausmachen. Dabei wird die Selbstversorgung mit Nahrungsmittel nicht gefährdet, obwohl die landwirtschaftliche Fläche für Pflanzen von „erneuerbarer Energie“ genutzt wird. Dass diese Nutzung und somit die Biogasanlagen für den Hunger der Welt verantwortlich sind, ist nicht korrekt. Bis jetzt nehmen diese eine zu geringe Rolle ein. Viel mehr sind dafür Bürgerkriege, Klimawandel, Armut und vor Allem Überschussproduktion aus Industrieländern, welche auf den heimischen Markt von Entwicklungsländern landen und diesen zerstören, verantwortlich.

Auch im Stadtgebiet Dormagen existieren zwei Biogasanlagen, welche zwar zwei unterschiedliche Versorgungswege mit Biomasse verfolgen, aber dennoch einen Beitrag leisten. Schließlich ist Strom aus Biogasanlagen gut einsatzfähig für die Unterstützung des Spitzenstroms.

Biogasanlage Heuser

Biogasanlage Lemper

Biogasanlage Heuser

Die allererste Biogasanlage im Kreis Neuss wurde durch den Landwirt Herrn Heuser bei Stürzelberg erbaut. Seit 2001 in Betrieb wird die Anlage mit Bioabfällen wie Gülle, Gemüseabfällen, verdorbenen Lebensmitteln von umliegenden Bauernhöfen und aussortierten Backwaren versorgt. Die Fermenter arbeiten optimal bei 43 °C mit einem Fassungsvolumen von 1500 m³. Die Anlage besitzt zwei Generatoren, plus einen in Reserve, und speist rund 150 kW in das Stromnetz ein. Die Wärme kann aufgrund fehlendem Leitungsnetz und zu großen Verlusten bei Transport bis jetzt nur in der hofeigenen Käserei rentabel genutzt werden, welche auch mit melkfrischer Milch versorgt wird.

Biogasanlage Lemper

Die zweite nach Bundesimmissionsschutzgesetz erbaute Biogasanlage steht seit 2006 beim Landwirt Herrn Lemper in der Nähe von Straberg. Sie besitzt eine Gesamtleistung von 500 kW bei einem guten elektrischen Wirkungsgrad von 43. Jährlich liefert sie so 4,1 Mio. kWh Strom und 4,3 Mio. kWh Wärme.

Versorgt werden die 7000 m³ fassenden Behälter mit nachwachsenden Rohstoffen, wobei 80 % Mais ausmacht und der Rest sich aus Gülle, Gräsern, Sonnenblumen sowie mineralstoffhaltigem Hähnchenmist zusammensetzt. Dabei liegt der Tagesbedarf der Anlage bei 17 t Mais und 1 t Gülle (plus restlicher Biomasse). Der verwendete Mais für die Anlage wächst auf 130 ha landwirtschaftlicher Fläche, die über die Region verteilt ist, um eine „Vermaisung“ vehement zu vermeiden. Damit bleibt das Landschaftsbild gewahrt. Wenn der Mais nun als Silage auf dem Hof eingelagert wird, muss diese mit einer Plane abgedeckt werden, damit die 8 -10 % normalen Verluste aufgrund Luftkontakt nicht zunehmen. Die Frage, ob der angeblich viele Mais nun die Lebensmittelproduktion störe, ist laut der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) aufgrund der geringen Rolle bei der Selbstversorgung mit Nahrungsmittel zu verneinen. Vielmehr sind die subventionierten Überschussproduktionen, welche exportiert werden, ein Problem. Herr Lemper sagt dazu: „Die Landwirtschaft in Afrika sollte gefördert werden, anstatt unsere Überschussproduktion dort auf den Markt zu werfen und die afrikanischen Bauern zu ruinieren!“ Ein weiteres Problem ist der verwöhnte Konsument, also wir Bürger. Bereits bei der Ernte wird ein Teil der Ackerfrüchte aussortiert, da sie nicht dem gewünschten Aussehen entsprechen und ein weiterer Teil muss aus dem Supermarkt selbst entsorgt werden, da er nicht verkauft wurde. „Mehr als die Hälfte unserer Lebensmittel schmeißen wir weg!“, äußerte sich Herr Lemper empört. Er ist zudem für ein Miteinander und nicht für ein Gegeneinander unter Bürgern und Landwirten, wenn es darum geht, Energie mit Biogas zu produzieren. Die Wärme wird für die Beheizung der Fermenter selbst sowie für eine Spargelheizung des landwirtschaftlichen Betriebes genutzt. Der produzierte, erneuerbare Strom wird in das Leitungsnetz eingespeist, vor allem bei Spitzenstromzeiten.
Schließlich dann, wenn jeder von uns von der Arbeit nach Hause kommt und den Strom aus der Steckdose nicht missen möchte, ist er aus erneuerbaren Rohstoffen gewonnen.