Mit einem einstimmigen Votum beschloss der Integrationsrat der Stadt Dormagen in seiner letzten Sitzung ein Positionspapier zu der russischen Aggression gegen die Ukraine und der daraus resultierenden Flüchtlingssituation in Deutschland. Neben der Forderung, die Kampfhandlungen unverzüglich zu beenden, appelliert das Gremium um die Gleichbehandlung aller Flüchtlinge aus der Ukraine – ungeachtet deren Hautfarbe und Staatsangehörigkeit. Es begrüßt die unkomplizierte und unbürokratische Aufnahme der ukrainischen Flüchtlinge und fordert, auch Ankömmlinge aus anderen Staaten so zu behandeln: „Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft unter Flüchtlingen müssen wir unbedingt vermeiden“, sagt Integrationsratsvorsitzender Mehmet Güneysu. Zugleich weist der Integrationsrat auf die Gefahr hin, alle Russischstämmigen pauschal mit dem barbarischen Putin-Regime gleichzusetzen. Dies erzeuge Hass und Gewalt. „Wir appellieren an die Zivilgesellschaft, die Solidarität und Hilfsbereitschaft allen vom Krieg Betroffenen gegenüber aufrechtzuerhalten. Die Willkommenskultur, die unsere Gesellschaft wieder einmal demonstriert, darf nicht in Überforderung und Misstrauen umschlagen“, so Güneysu weiter zu dem verabschiedeten Positionspapier.
Bevor das Gremium sich mit dem Ukraine-Krieg befasste, stellte Erster Beigeordneter Robert Krumbein die Auswirkungen der durch die Putinsche Aggression verursachten humanitären Katastrophe auf die Stadt Dormagen vor. So seien bis zum 5. April 636 ukrainische Flüchtlinge in Dormagen registriert worden. Fast zwei Drittel von ihnen hätten hilfsbereite Dormagenerinnen und Dormagener in Obhut genommen, der Rest werde zurzeit im ehemaligen Gebäude der Christoph-Rensing-Schule und in der Sporthalle der ehemaligen Realschule untergebracht. Zurzeit schultere die Stadt alleine die dadurch entstandenen Kosten, was sich dementsprechend auf den städtischen Haushalt auswirken werde. Allerdings hoffe die Verwaltung, später von Bund und Land finanziell entlastet zu werden. Als für Integration zuständiger Dezernent hob Krumbein die solidarische Einstellung der Dormagenerinnen und Dormagener mit den Flüchtlingen, die ihre Türen für die Hilfsbedürftigen öffneten, wie auch aller, die ehrenamtlich tätig sind, sei es beim Einrichten der städtischen Unterkünfte oder bei der täglichen Arbeit, hervor. Außerdem präsentierte er, wie die Verwaltung sich in kürzester Zeit (um)organisierte, um sich der neuen Herausforderung zu stellen.
Zu Beginn der Sitzung stellte Martina Hermann-Biert, Leiterin des Fachbereiches Kinder, Jugend, Familien, Schule und Soziales, das „Dormagener Modell“ vor – ein ganzheitliches Konzept der Familienhilfe, das 2006 entstand und kontinuierlich weiterentwickelt wird, bundesweit als einzigartig gilt und zahlreichen Kommunen als Vorbild für deren Arbeit dient.
Im weiteren Verlauf der Sitzung beschäftigte sich der Integrationsrat auf Antrag der „Liste der Einheit“ mit der Umsetzung des Landesprogrammes „Kommunales Integrationsmanagement“ (KIM). Mit einem einstimmig gefassten Beschluss wendet sich die Migrantenvertretung an den Rhein-Kreis Neuss mit der Bitte, ihn künftig an der Erarbeitung des Konzeptes zu Beantragung von dafür vorgesehenen Landesmitteln zu beteiligen, die Integrationsräte grundsätzlich in die Umsetzung des KIM einzubinden und ihnen regelmäßig über den aktuellen Umsetzungsstand zu berichten.