Aufgrund der Klimaveränderungen hat das globale Baumsterben in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Dies hat der Waldzustandsbericht 2020 des Bundesumweltministeriums jetzt erneut bestätigt. In Dormagen mussten im vergangenen Jahr insgesamt 1.600 Bäume entlang von Straßen und in Grünanlagen krankheitsbedingt gefällt werden. Das sind 1.400 Bäume mehr als noch vor zehn Jahren, die jährlich den Schadorganismen zum Opfer fallen. Auch in den städtischen Wäldern ist die Sterberate der Bäume sehr hoch. Über die übliche jährliche Erntemenge von 1.200 Festmetern Holz (das entspricht etwa 1.600 Bäume) hinaus mussten weitere 2.100 Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt werden.
„Durch die langen Trockenphasen bereits im Frühjahr und die stetig zunehmende Hitze im Sommer leiden die Bäume enorm und sind krankheitsanfälliger“, erläutert Martin Trott, Leiter der TBD-Grünflächen. „Wir tun alles, was wir können, um dagegen anzukämpfen.“
So haben Mitarbeiter des Bauhofes und zusätzlich beauftragte Firmen in den vergangenen Jahren bereits massiv insbesondere die Straßenbäume gewässert. Auch in diesem Jahr werden die Bäume im Stadtgebiet voraussichtlich mit großer Trockenheit und Hitze zu kämpfen haben. Insbesondere die neu gepflanzten Bäume werden viel Wasser brauchen. Deshalb hatte die Stadt bereits im vergangenen Jahr eine „Baumbewässerungspatenschaft“ ins Leben gerufen. Wer sich um einen städtischen Baum vor seiner Haustür kümmern möchte, erhält dafür im Frühjahr einen Baumbewässerungssack kostenlos zur Verfügung gestellt. So können Bürger*innen einen ausgewählten Baum effektiv mit Wasser versorgen. Wer gerne eine Patenschaft übernehmen möchte, wendet sich per E-Mail an info-gruen[@]tb-dormagen.de.
Neben der langen Trockenheit ist eine weitere häufige Ursache für Baumfällungen die Rußrindenkrankheit. Sie befällt vor allem Bergahornbäume in Parkanlagen und Wäldern. Ein weiterer Schädling ist der Borkenkäfer. Die befallenen Fichten sind in den vergangenen drei Jahren größtenteils bereits aus dem Stadtbild und den Dormagener Wäldern verschwunden. Zusätzlich nimmt der Pilzbefall etwa durch den Riesenporling und Hallimasch zu – auch bei den bisher resistenteren Baumarten. Durch den Befall von Schädlingen oder Krankheitserregern werden die Bäume zum Teil morsch, ganze Baumkronen sterben ab und drohen umzustürzen.
Deshalb ist Baumkontrolleur Michael Kaspers nahezu täglich im Stadtgebiet unterwegs und begutachtet die Straßenbäume und Bäume in Parkanlagen. In der Regel wird jeder Baum alle ein bis anderthalb Jahre kontrolliert. Bei Beanstandungen sind kürzere Kontrollen von drei bis vier Monaten erforderlich, um die Verkehrssicherheit zu prüfen. Bei seinen Kontrollen schaut Kaspers zunächst, ob es Anzeichen für abgestorbene Äste oder abgestorbene Teile der Krone gibt. Anschließend untersucht er die Rinde auf Veränderungen durch Krankheitserreger, Pilze und Fäulnis. Mit einem kleinen Gummihammer klopft Kaspers gegen die Rinde, um zu hören, ob sich Hohlräume im Stamm gebildet haben. Bei Verdacht kann eine Bohrwiderstandsmessung durchgeführt werden, um zu schauen, ob der Baum morsch ist.
„Es tut mir in der Seele weh, was wir in den vergangenen drei Jahren an Bäumen fällen mussten“, sagt Kaspers, der seit mehr als 30 Jahren in Dormagen als Baumkontrolleur unterwegs ist.
Besonders von Krankheiten betroffen sind zur Zeit Buchen, Bergahornbäume und Birken. In Hackenbroich an der Salm-Reifferscheidt-Allee sterben beispielsweise nach und nach die 60 bis 80 Jahre alten Blutbuchen an einer Pilzkrankheit. Einzelne von ihnen müssen zeitnah gefällt werden, andere werden bald folgen. „Denn wenn eine Buche in einer Allee ausfällt, breiten sich die Baumschädigungen dominoeffektartig auch auf die Nachbarbäume aus“, erläutert Trott. Die besondere Schwierigkeit: Bei normalen Baumkontrollen vom Boden her, ist der Befall sehr schwer zu erkennen. „Die Äste sind grün und vollständig belaubt. Die Pilze dringen von oben in das Holz ein, greifen die Stabilität an und es kommt zu Ausbrüchen“, sagt Trott. „Daher muss eine sehr gute und genaue Sichtprüfung mittels eines Hubsteigers in den Baumkronen der Buchen erfolgen.“ Um die Buchen resistenter gegen Schädlinge zu machen, wird ihnen zudem im Frühjahr eine spezielle Düngung mit Mykorrhiza-Pilzen und Bodenaufbaustoffen zugeführt. Sie soll dafür sorgen, dass die Buchen an den Wurzeln ihre Wasser- und Nährstoffaufnahmeflächen vergrößern können und so stressresistenter werden.
Neben den Buchen sind auch immer wieder Baumhasel wie an der Johannesstraße in Delrath vom Baumsterben betroffen. Darüber hinaus mussten bereits in der Vergangenheit ebenfalls zahlreiche Eschen, Robinen und Kastanien aus Sicherheitsgründen entnommen werden.
Um das Baumsterben auszugleichen, werden immer wieder Nachpflanzungen durchgeführt. „Dabei orientieren wir uns an der Liste der ,Zukunftsbäume‘, die resistenter gegen Schädlinge sind und besser mit den klimatischen Bedingungen zurechtkommen“, erläutert Trott. Bewährt haben sich Resister-Ulmen, Amberbäume, Eisenholzbäume und Hopfenbuchen.
Alle Bürger*innen, denen Krankheitszeichen an einem Baum auffallen, können sich gerne direkt an die TBD-Grünflächen per E-Mail an info-gruen[@]dormagen.de wenden oder über den Mängelmelder einen Hinweis geben.