Medienbeiträge

Geschichte von Gohr liest sich wie ein Krimi
von Mario Fuchs, "Westdeutsche Zeitung" vom 7. November 2002
Grundwasser: Die Bürgeriniative Arche Gohr richtet schwere Vorwürfe an die Stadt.

Dormagen. „Es liest sich wie ein spannender Krimi“, sagt Arno Neukirchen knapp. Gebannt lauschten die Zuhörer am Dienstagabend im übergefüllten Saal im Turmhafen der Entstehungsgeschichte jener Gohrer Baugebiete, die langsam im steigenden Grundwasser „versinken“ . Wenn im Jahr 2030 der alte Grundwasserstand wieder erreicht sein wird, soll in rund 280 Häusern das Wasser über einen Meter hoch im Keller stehen. Die Problematik, dass das Grundwasser nach Beendigung des Bergbaus wieder steigen wird, soll den damaligen Ratsmitgliedern nur zu gut bekannt gewesen sein, als sie beschlossen unterhalb des Kirschberges die neuen Baugebiete anzulegen. „Spätestens im Jahr 1965 war allen Beteiligten klar, auf was sie sich einlassen, denn Warnungen der Ämter und Behörden an den Gemeinderat von Gohr gab es reichlich“, so Arno Neukirchen von der Bürgervereinigung Arche Gohr, und fügt hinzu, dass 1963 ein Herr Schölen einen Brief an den Gemeinderat geschrieben habe, um „auf die Gefahren des Grundwassers aufmerksam zu machen“. Doch der Gemeinderat haben die „Bedenken des Wasserwirtschaftsamtes nicht für relevant“ gehalten. „Entgegen aller Bedenken wurde gebaut und das Wissen um die Grundwasser-Gefahr verschwand – bis jetzt wieder ins Bewusstsein zurückkehrte“, so Arno Neukirchen.

Er wolle keinen Unfrieden ins Dorf tragen, deswegen nenne er keine Namen, aber „wir müssten auf Grund der schwierigen Lage mit Verjährungsfristen und Haftungsfragen ein entsprechendes Rechtguthaben einholen“. Mehr als 80 Gohrer Bürger wollen sich an den entstehenden Kosten beteiligen.
Dr. Bernd Bucher vom Erftverband, Helmut Trumpff von RWE-Rheinbraun und Andreas Jensch von Kreis Neuss, die an dem 3. Bürgergespräch teilnahmen, unterstrichen unisono die Gefahren des steigenden Grundwassers. Allem, was die Arche Gohr vortrage, könne nur zugestimmt werden. Derzeit sein ein Gutachten in Arbeit, dass entsprechend der Situation in Korschenbroich das steigende Grundwasser simulieren soll.

„Sobald das Gutachten Ende Januar 2003 vorliegt“, so Bürgermeister Reinhard Hauschild, „werden wir entscheiden, wie es weitergehen kann und muss.“ Vor allem Hauschilds Zusage, möglichst in der nächsten Ratssitzung im Dezember eine Resolution vorzulegen, die sich um Rahmen der Möglichkeiten voll für die betroffenen Bürger einsetzt, fand beim Publikum Beifall.

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