Bürgerinnen und Bürger aus Kiryat Ono berichteten über schlimmsten Tag ihres Lebens

Man hätte eine Stecknadel fallen hören, so gespenstisch still war die Atmosphäre, als Sigal begann, vom schlimmsten Tag ihres Lebens zu berichten. Die Israelin erzählte am vergangenen Freitag, 15. November, einer Gruppe um Bürgermeister Erik Lierenfeld und Kiryat Onos Bürgermeisterin Michal Rosenshein im Bettina-von-Arnim-Gymnasium, wie ihre Tochter Gaia am 7. Oktober 2023 auf grausame Weise von der Hamas getötet wurde. Gaia war 2018 als Teilnehmerin eines Schüleraustausches zu Gast in Dormagen. Ihre Mutter Sigal war nun als Teil der Delegation aus Kiryat Ono für mehrere Tage Dormagen zu Besuch. Die Stadt Dormagen hatte im Vorfeld explizit Menschen aus Kiryat Ono eingeladen, die von den Anschlägen der Hamas besonders betroffen waren.  

Sigal schilderte eindrucksvoll und minutiös die Telefonate ihres Mannes mit ihrer Tochter während deren Flucht vor den Terroristen. Am Telefon musste der Vater auch mit anhören, wie ihre Tochter erschossen wurde.  Sigal blickte mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern – darunter neben Lehrern auch ehemalige Austauschschülerinnen und -schüler, Elternpaare aus dem vergangenen Elternaustausch sowie Vertreter des Vereines zur Förderung der Partnerschaft von Dormagen und Kiryat Ono – in beeindruckender Stärke auf die schwersten Stunden, Tage und Wochen ihrer Familie zurück. Besonders berührend war, dass trotz all der Trauer das gesamte Umfeld der Familie beistand und sie dadurch einen Weg zurück ins Leben gefunden hat. „Gaia wird immer in uns bleiben!“ – sichtbar auch auf der Haut. Die ganze Familie hat sich Gaias Tattoo, ein Grammophon mit einem menschlichen Herzen, als Erinnerung an sie nachstechen lassen.

Noa, Liam und dessen Mutter Shirley berichteten ebenfalls über ihre Erlebnisse am 7. Oktober, dem schwarzen Schabbat. Auch wenn Noa und Liam als Teilnehmer des Nova-Festivals, bei dem 364 Menschen getötet wurden, letztlich die Flucht vor den Terroristen gelang, sind ihre Leben immer noch von Trauer und Angst gezeichnet. Die Zuhörerinnen und Zuhörer waren zutiefst ergriffen, aber auch dankbar für das Vertrauen, die Erfahrungen zu teilen.

„Das, was wir am Freitag gehört haben, war sehr bewegend und ist mit Worten nicht zu greifen. Der Terroranschlag der Hamas hat Israel unglaublich erschüttert und bis ins Mark getroffen. Jede und jeder in Israel kennt jemanden, der vom Angriff der Hamas betroffen war – entweder direkt oder indirekt“, sagt Bürgermeister Erik Lierenfeld. „Trotz dieser unermesslichen Trauer die Kraft zu finden, wieder am Leben teilzuhaben und anderen Menschen davon zu erzählen, hat mich zutiefst beeindruckt.“

Neben dem Austausch an der Schule und dem offiziellen Empfang mitsamt der Eintragung in das Goldene Buch der Stadt Dormagen nahm die Delegation aus Kiryat Ono auch an der Eröffnung des neuen Bürgeramtes in der Rathaus Galerie teil. Darüber hinaus besichtigte die Gruppe das Haus der Lebenshilfe und ließ sich von Leiter Olaf Ackerschott sowie dessen Kollegen die dortige Arbeit näherbringen.

Darüber hinaus bekamen die Mitglieder der Delegation auch kulturelle Eindrücke von Dormagen. Neben einem Besuch der Vernissage der D’Art stand auch der Besuch des Konzerts „Unwritten“ von TonArt auf dem Besuchsprogramm, welches die Gäste aus Kiryat Ono begeisterte.

Zum Abschied aus Dormagen am Montagmorgen, 18. November bedankte sich die Delegation um Bürgermeisterin Michal Rosenshein über die gezeigte Solidarität sowie die Möglichkeit der Ablenkung aus dem schweren Alltag. Beide Stadtoberhäupter hoben abschließend die Wichtigkeit des Austausches, der gezeigten Anteilnahme und der gemeinsamen Freundschaft hervor.