Gedenkfeier am 9. November: Dormagen erinnerte an Opfer der Reichspogromnacht

Vor 85 Jahren haben die Nationalsozialisten im Rahmen der Reichspogromnacht jüdische Synagogen, Schaufenster und Wohnhäuser in ganz Deutschland angezündet und demoliert. In Erinnerung an den 9. November haben Bürgermeister Erik Lierenfeld, Vertreterinnen und Vertreter der Stadtgesellschaft, Schülerinnen und Schüler sowie rund 200 Bürgerinnen und Bürger gestern auf dem jüdischen Friedhof in Zons mit bewegenden Wort- und Musikbeiträgen der Opfer der damaligen Anschläge sowie der Opfer des aktuellen Krieges gedacht. Organisiert wurde die Gedenkfeier vom Partnerschaftsverein Dormagen-Kiryat Ono und dem städtischen Kulturbüro.

Bürgermeister Erik Lierenfeld verurteile in seiner Rede die brutalen Angriffe der Hamas auf Israel und betonte das Verteidigungsrecht des israelischen Staates. „Und dennoch ist Krieg nie eine Lösung. Mir blutet das Herz für jeden Menschen – und vor allem für jedes Kind – das diesem Konflikt jetzt zum Opfer fällt. Und wäre das nicht schon schlimm genug, erschüttert es mich zutiefst, wie der Antisemitismus auch in Deutschland – ja auch hier in Dormagen – erneut aufflammt“, so Lierenfeld. „Erneut sind Jüdinnen und Juden Zielscheibe einer terroristischen Gesinnung geworden und werden auch hier ausgegrenzt, bespuckt und geschlagen, weil sie einer anderen Religion angehören. Wer so handelt, hat in Dormagen, hat in Deutschland, nichts zu suchen!“

Positiv äußerte er sich zur neuen Initiative des Landes Nordrhein-Westfalen unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt!“. „Wir müssen jetzt aufstehen und uns gemeinsam für das demokratische Leben in unserer Stadt und in unserem Land stark machen“, forderte er. „Anders als am 9. November 1938, als die plündernden Horden der SA nicht nur staatlich geduldet, sondern gestützt wurden, stellen sich die Bundesrepublik und natürlich auch wir hier in Dormagen den gewaltbereiten Demonstrantinnen und Demonstranten entschieden entgegen und sagen ‚Stopp!‘“.

Anschließend sprach die Vize-Partnerschaftsvorsitzende Heidi Ruetz ein Gebet. Bewegend waren auch die Beiträge von Schülerinnen und Schülern der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule, der Hackenbroicher Realschule, des Bettina-von-Arnim-Gymnasiums und des Leibniz-Gymnasiums, die die Gedenkfeier aktiv mitgestalteten. In Vorträgen und einem Gedicht nahmen sie Bezug auf den damaligen Holocaust, den aktuellen Antisemitismus in Deutschland und die Sorgen und Ängste der israelischen Freunde aus der Partnerstadt Kiryat Ono. Zudem richteten sie einen klaren Appell an die Gegenwart.

Im Anschluss an die Gedenkfeier lud die Stadt Dormagen zu einem Besuch der Ausstellung „Du Jude!“ in die Stadtbibliothek ein. Die Ausstellung richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene und beschäftigt sich mit verschiedenen Facetten des Antisemitismus und will einen Beitrag zur Bildungsarbeit leisten. Die Wanderausstellung ist noch bis zum 17. November in der Stadtbibliothek am Marktplatz 1 zu sehen. Interessierte Gruppen und Schulklassen können sich in der Stadtbibliothek melden. Auch kann die Ausstellung, bestehend aus 20 mobilen Stelltafeln, von Schulen, Jugendverbänden und sonstigen Bildungseinrichtungen kostenfrei entliehen werden.