Die letzten Tage vor dem Ruhestand sind in den meisten Fällen sehr unspektakulär. Der Mitarbeitende mistet seine Papiere aus, die sich über die Jahrzehnte angesammelt haben, das Büro wird aufgeräumt und Kollegen und Kolleginnen kommen vorbei, um sich zu verabschieden. Dies war bei Holger Burdag gänzlich anders. Bevor er am 1. August offiziell seinen Ruhestand antreten konnte, gab es an seinem viertletzten Arbeitstag noch einen Zwischenfall, bei dem ein Bürger einen versuchten Angriff auf Mitarbeitende der Stadtverwaltung verübte. Durch eine außerordentlich schnelle und gute Reaktion konnte Holger Burdags Team den Angreifer überwältigen und somit Schlimmeres verhindern.
„Ich konnte mich immer auf meine Leute verlassen. Wir haben ein fähiges und starkes Team, das professionell agiert, sich in Gefahrensituationen auskennt und für Sicherheit sorgt“, sagt Burdag.
Für die gute Ausbildung der Mitarbeitenden aus dem Ordnungsamt ist Burdag mit verantwortlich. Seitdem er 2012 die Fachbereichsleitung (dazu gehören Rechtsamt, Ordnungsamt, Bürgeramt, Standesamt, Wahlen und Zivil-und Katastrophenschutz) übernommen hat, hat er in den vergangenen elf Jahren daran mitgewirkt, die Ausbildung und Trainings noch zu verbessern. „Zu meinen Anfangszeiten hatten wir vier Außendienstmitarbeiter, die in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wurden“, erinnert sich Burdag. „Heute tragen die Außendienstler Uniformen mit Sicherheitswesten und fahren beschriftete Fahrzeuge. Wir sind präsent in der Stadt.“ Zudem dient ein Bus in Form einer mobilen Wache als Anlaufpunkt für Bürgerinnen und Bürger – beispielsweise am Bahnhof. Darüber hinaus habe sich auch die Ausbildung und das Equipment in den vergangenen Jahren wesentlich verbessert. „Jetzt ist das Dormagener Ordnungsamt sehr gut aufgestellt“, sagt der ehemalige Fachbereichsleiter zufrieden.
Und dies ist auch wichtig. Denn Burdag und sein Team haben festgestellt, dass die Zahl der psychisch kranken Menschen stark gestiegen ist. „Als ich zum Ordnungsamt wechselte, waren es im Schnitt 20 Fälle im Jahr, mittlerweile müssen wir wöchentlich derartige Unterbringungen prüfen“, sagt Burdag. Dies läuft nicht immer gewaltfrei ab. Doch sein Team ist gut geschult. Auch die Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei funktionierte stets hervorragend.
Seit 1998 arbeitete Burdag im heutigen Fachbereich Recht und Ordnung. Zuvor übernahm der ausgebildete Oberstleutnant der Bundeswehr nach seiner Ausbildung zum Stadtinspektor die Leitung der damaligen Nebenstelle in Zons. 1984 wechselte er ins städtische Rechnungsprüfungsamt. „Das war eine spannende Zeit, indem wir die Gesamtverwaltung intensiv unter die Lupe genommen haben", erinnert sich der heute 65-Jährige. 1998 bot man ihm die stellvertretende Leitung des Ordnungsamtes an, 2004 übernahm er die Leitung, bevor er 2012 die Fachbereichsleitung übertragen bekam. Hierfür hatte er sich noch durch ein Zusatzstudium an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie in Köln qualifiziert.
„Ich habe immer gerne bei der Stadt Dormagen gearbeitet. Der Bereich Recht und Ordnung hat mir besonders am Herzen gelegen. Kein Tag war wie der andere. Morgens wusste man nicht, was am Tag passieren würde“, sagt Burdag. „Besonders spannend war für mich dabei der Bereich Ordnungsrecht mit der Eingriffsverwaltung. Dabei waren wir oftmals rechtlich gefragt und mussten uns mit Gerichten und Anwälten auseinandersetzen – beispielsweise bei ölenden Fahrzeugen, Lärmbeschwerden, Nachbarschaftsstreitigkeiten und Umweltdelikten. Extrem gefordert waren er und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber in den vergangenen drei Jahren mit der Corona-Krise und der Flüchtlingswelle.
Nach knapp 45 Jahren steht nun ein neuer Lebensabschnitt an. Burdag hat bereits viele Pläne für den Ruhestand. „Da meine Frau und ich beide in Pension gegangen sind, wollen wir zusammen viele Urlaube machen, Radtouren unternehmen und uns noch mehr um die Enkelkinder kümmern“, sagt der Vater von drei Kindern und zwei Enkelkindern. Sein Labrador Piet freut sich schon darauf, dass sein Herrchen nun viel mehr Zeit für ihn hat. Auch hat Burdag ein ungewöhnliches Hobby: Er springt gerne Fallschirm und möchte alsbald wieder durch die Lüfte segeln.