So wildert der Tannenbusch Eichhörnchen aus

Seit einem Jahr befinden sich zwei Eichhörnchen-Volieren – verbunden durch eine durchsichtige Röhre – auf dem Gelände des Tierparks im Tannenbusch. Sie dienen als Auswilderungsstation für die kleinen Waldbewohner. Etwa 25 bis 30 Tiere ziehen über das Jahr verteilt zwischen Frühling und Herbst für mehrere Wochen hier ein. In Gruppen von drei bis vier Tieren werden sie nach und nach ausgewildert und letztlich freigelassen. Ein Prozess im Zeitraffer.

Die meisten Eichhörnchen, die in das Gehege neben dem Betriebshof einziehen, sind Jungtiere. Sie wurden wenige Tage oder Wochen nach ihrer Geburt gefunden und zu den „Notpfoten“ in Neuss gebracht. In der Tierauffangstation werden die Jungtiere aufgepäppelt, bis sie wieder bei Kräften sind. Anschließend werden sie auf verschiedene Auswilderungsstationen verteilt.

Im Tannenbusch angekommen, müssen sich die Eichhörnchen erst einmal akklimatisieren. Denn im Gegensatz zu den „Notpfoten“ beginnt nun die Auswilderung. Das bedeutet: Außer beim Hineinstellen des Futters und Wassers haben die Jungtiere keinen Kontakt zu Menschen. „Sie sollen lernen, alleine zurechtzukommen“, erläutert Tierpflegemeister Deniz Schünke. „Das ist ein wichtiger erster Schritt im Auswilderungsprozess.“

Nach kurzer Zeit erkunden die Eichhörnchen zunächst die erste Voliere, die überdacht sowie mit einem Laufrad und verschiedenen Nestern ausgestattet ist. Haben sich die Eichhörnchen eingelebt, trauen sie sich auch durch die durchsichtige Plastikröhre in die zweite Voliere. Auch hier gibt es Klettermöglichkeiten und eine Futterstelle. „Das Rad und die Seile dienen dazu, die Muskulatur der Eichhörnchen zu trainieren, damit sie genug Kraft zum Klettern haben“, erläutert Schünke. Auch die Wände bestehen aus Drahtgeflecht, an dem die kleinen Nager gut klettern können.

Nach zwei bis drei Wochen haben sich die Eichhörnchen an die Auswilderungsstation gewöhnt. Es fehlt ihnen an neuen Reizen. „Das ist der Moment, an dem wir in der zweiten Voliere eine Deckenklappe öffnen und die Eichhörnchen in die Freiheit lassen. Sie können ab sofort ihr Gehege verlassen“, erläutert Schünke. „In den ersten Tagen kommen viele zumindest zum Schlafen, teilweise auch zum Fressen wieder zurück. Doch nach wenigen Wochen sind sie komplett verschwunden.“ Dann wird die Luke wieder verschlossen. Nun ist es Zeit, neue Jungtiere aufzunehmen.

Dass die Eichhörnchen bereit für die Freiheit sind, erkennt Schünke sehr deutlich. „Wenn die Tiere die Volieren verlassen wollen, legen sie ein sehr unübliches Verhalten an den Tag. Sie machen Saltos oder laufen im Kreis hin und her“, erläutert der Tierpflegemeister. „Dieses stereotypische Verhalten zeigt uns deutlich, dass die Tiere so weit sind.“

Mittlerweile leben viele der ausgewilderten Eichhörnchen im gesamten Tannenbusch. Sie haben den Prozess bereits durchlaufen und sind hier heimisch geworden.

Wenn man ein Jungtier findet, verhält man sich so richtig:
Eichhörnchen haben keine Tollwut oder ähnliche Krankheiten. Wenn ein Eichhörnchen die Nähe zu Menschen sucht, dann sucht es immer Hilfe. In diesem Fall sollte man handeln. Vor allem benötigen die Jungtiere Wärme. Deshalb ist es ratsam, das Baby oder Jungtier zu sich zu nehmen und es in den Händen zu wärmen. Bei mehreren Tieren hilft beispielsweise ein mit handwarmem Wasser gefüllter Handschuh oder Gefrierbeutel.

Außerdem ist es unbedingt notwendig, die Fundstelle nach weiteren Tieren abzusuchen. Ein Wurf kann bis zu sechs Jungtiere haben und oft befinden sich in näherer Umgebung noch Geschwister, die ebenfalls dringend Hilfe benötigen.

Handelt es sich um ein erwachsenes Tier ohne Fluchtreflex oder mit sichtbaren Verletzungen, sollte es mit einem Handtuch, Schal oder ähnlichem bedeckt und anschließend gesichert werden.

Dann sollte die Auffangstation „Notpfoten“ kontaktiert werden. Dies sollte so schnell wie möglich erfolgen, damit das Tier eine realistische Überlebenschance hat. Die „Notpfoten“ sind erreichbar unter 01520 4186136 – und zwar tags und nachts.