Wie groß die Potenziale von Menschen mit internationaler Familiengeschichte sind, hat am Dienstagabend, 18. März die Veranstaltung „Mehr als Du siehst“ gezeigt. Im Rahmen der gleichnamigen Kampagne des Landesintegrationsrats Nordrhein-Westfalen freuten sich rund 30 eingeladene Gäste über ein inspirierendes Programm.
Die Kampagne „Mehr als Du siehst!“ verfolgt das Ziel, die vielfältigen Stärken und Talente dieser Menschen sichtbar und erfahrbar zu machen. Diversität soll dabei nicht nur als Herausforderung, sondern vor allem als Chance wahrgenommen werden. Besondere Stärken wie Mehrsprachigkeit, interkulturelle Kompetenz, kognitive Flexibilität und Resilienz wurden in Dormagen eindrucksvoll hervorgehoben. „Wir wollen die Potenziale der Dormagenerinnen und Dormagener mit internationaler Familiengeschichte als Bereicherung für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft darstellen und nicht immer nur Herausforderungen von Migration thematisieren, was leider viel zu häufig geschieht in der öffentlichen Debatte“, betonte Mehmet Güneysu, Vorsitzender des Dormagener Integrationsrates.
Das Programm in Dormagen bot zahlreiche Höhepunkte. Der stellvertretende Vorsitzende des Landesintegrationsrates, Seyfullah Köse, der zugleich als Moderator durch die Veranstaltung führte, ging in seiner Begrüßungsansprache darauf ein, dass Integration mit Solidarität gleichgesetzt werden könne. Er warb dafür, positiv mit dem Thema umzugehen und äußerte zugleich Zuversicht, dass unsere Gesellschaft die aktuellen Herausforderungen gemeinsam erfolgreich meistern könne, wenn wir uns solidarisch verhalten und auch einander vergeben. Bürgermeister Erik Lierenfeld hob in seinem Grußwort hervor, dass Migration unabdingbar sei: „Wir müssen uns bewusstmachen, dass wir unseren Wohlstand ohne Zuwanderung nicht erhalten werden können. Es ist entscheidend, dass wir Fachkräfte aus dem Ausland willkommen heißen und ihnen gute Perspektiven bieten. Nordrhein-Westfalen wäre heute ein Dorf, wenn in den 1960er- und 1970er-Jahren nicht diese große Anzahl an ‚Gastarbeitern‘ zu uns gekommen wäre. Jene waren der Motor unserer Industrialisierung.“ Engin Sakal, Geschäftsführer des Landesintegrationsrates, legte in einer Präsentation anschaulich dar, dass in Medien und Öffentlichkeit oft ein falsches Bild von Menschen mit internationaler Familiengeschichte gezeichnet werde. Zu selten stünden Chancen und Potenziale von Integration im Fokus öffentlicher Debatten.
Im Anschluss gab ein Filmbeitrag des Landesintegrationsrates spannende Einblicke in die persönlichen Einwanderungsgeschichten einiger ausgewählter Bürgerinnen und Bürger. Ein besonderes musikalisches Erlebnis war der Auftritt des Musikers Kamal Mazlumi, der selbst iranische Wurzeln hat und das Publikum mit seiner Performance auf dem harfenähnlichen Instrument Santur begeisterte. Eine Podiumsdiskussion mit Bürgermeister Erik Lierenfeld, Dr. Andrea Hurtz (Schulleiterin der BVS-Gesamtschule), Engin Sakal (Landesintegrationsrat), Yasser Mohammed Mashim und Seyed Mahmoodi regte zum Nachdenken und Diskurs an.
„Ein großer Dank gilt den beiden Organisatoren der Veranstaltung Mehmet Güneysu und Fiona Missaghian-Moghaddam, die mit viel Engagement ein abwechslungsreiches und starkes Programm auf die Beine gestellt haben. Solche Foren zum Austausch sind ungemein wichtig, um die große Vielfalt in unserer Gesellschaft sichtbar zu machen und zu zeigen, wie wertvoll Integration ist“, so Bürgermeister Erik Lierenfeld.
Die Veranstaltung in Dormagen ist Teil einer Reihe ähnlicher Veranstaltungen, die in vielen Städten Nordrhein-Westfalens stattfinden. In Dormagen ist zudem geplant, das Format an zwei Schulen der Stadt zu bringen, um auch junge Menschen für das Thema Diversität zu sensibilisieren und ihre Potenziale zu fördern. Der große Erfolg der gestrigen Veranstaltung unterstreicht die Bedeutung der Kampagne „Mehr als Du siehst!“ und zeigt, wie wichtig der Dialog über Diversität und Integration in unserer Gesellschaft ist.